Der Unternehmer Dr. Herbert Mohr-Mayer wurde am 22. September 1933 als Sohn des Schmuck-Fabrikanten Edmund Mohr und dessen Ehefrau Maria, geb. Mayer in Pforzheim geboren. Von 1965 bis 2003 war er Inhaber und Geschäftsführer der Schmuckmanufaktur
VICTOR MAYER, Pforzheim.
Als Zeitzeuge überlebte der 11-Jährige im Keller des Elternhauses eine der folgenschwersten Bombardierungen im zweiten Weltkrieg. Am 23. Februar wurde innerhalb von 20 Minuten die Stadt Pforzheim zerstört. Der Zerstörungsgrad war in keiner deutschen Stadt größer. Die Grausamkeit des Krieges am eigenen Leibe zu verspüren hieß für ihn nicht nur, persönlich den Tod vor Augen zu haben und glücklicherweise zu überleben. Es bedeutete auch den Schrecken und das unvorstellbare, sinnlose Leid tausender Schwerverletzter und den Tod von 20.000, vielleicht sogar 25.000 Menschen unmittelbar mitzuerleben. Nahezu die ganze Stadt wurde Opfer der Flammen. Schlimmer als die Vernichtung der Schule des Sextaners war der Tod von zwei Dritteln aller Klassenkameraden. Diese Kindheitserinnerung wurde prägend für Mohr-Mayer’s tolerante und pazifistische Lebenseinstellung.
Nach dem Abitur studierte Mohr-Mayer Nationalökonomie an den Universitäten Mainz, Bonn und München. Sein Studium schloss er an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen 1958 als Diplom-Volkswirt ab und promovierte dort 1960 bei Prof. Stucken zum Dr. rer. pol. Studienaufenthalte in Cambridge und – ziemlich spektakulär in Zeiten des kalten Krieges – an der Lomonossow Universität in Moskau öffneten seinen Horizont.
Der junge Dr. Mohr-Mayer begann seine berufliche Laufbahn in Düsseldorf als Direktionsassistent in der Stahlindustrie. In der von Industrie und auch durch Mode und Kunst geprägten rheinischen Metropole konnte er sich seinen vielfältigen Interessen widmen und lernte seine spätere Frau Heidrun Steffen kennen.
1965 übernahm er in dritter Generation die von seinem Großvater gegründete Schmuckmanufaktur. Das war ganz und gar nicht geplant. Als der Vater Edmund mit dem Angebot an ihn herantrat, das Familienunternehmen fortzuführen, da reizte ihn die Aufgabe als mittelständischer Unternehmer dann doch mehr als die Zukunft als Manager in einem Konzern. Den Übergang vom “Stahl zum Gold” ebneten 1964 mehrmonatige Volontariate bei den renommierten Juwelieren Asprey in London und Altenloh in Brüssel.
1965 heiratete der junge Unternehmer Heidrun Steffen. Aus der Ehe mit der in Danzig geborenen Düsseldorferin gingen drei Söhne hervor: Dr. Marcus Oliver (1967), Dr. Daniel Alexander (1968) und Dipl.-Ing. Christoph Philipp (1972).
Zusammen mit seinem Vetter Hubert Mayer baute Mohr-Mayer die Firma
VICTOR MAYER zu einem international tätigen Unternehmen aus, kaufte - nach dessen allzu frühem Tod - alle Gesellschaftsanteile auf, fügte seinem Familiennamen den seines Großvaters Victor “MAYER” hinzu, und bewarb sich 1989 um die Lizenz der Marke FABERGÉ. Trotz ausgedehnter Auslandsreisen - Mohr-Mayer stellte jährlich weltweit auf 19 Messen aus und bereiste neben dem europäischen Ausland die USA, Afrika, Russland, den nahen und fernen Osten - blieb ihm noch Zeit für ehrenamtliches Engagement: Sowohl im Schmuckverband als auch im Creditorenverein war Mohr-Mayer im Vorstand und Beirat tätig. Er gehörte dem Berufsbildungsausschuss der IHK Nordschwarzwald an und nahm über zwei Jahrzehnte hindurch die kaufmännischen Prüfungen der IHK an der Fritz-Erler-Schule in Pforzheim ab.
Trotz des großen Arbeitspensums nahm sich Mohr-Mayer immer Zeit für seine musischen Interessen. Schon als Jugendlicher debütierte Mohr-Mayer als Violinist in verschiedenen Orchestern sowie einem Jazz-Quartett und musizierte bis ins hohe Alter bei vielen privaten und auch beruflichen Anlässen. Er war mehrere Jahre im Vorstand des Kunst- und Kunstgewerbevereines, Pforzheim aktiv. Als Ritter der Schlaraffia Porta Herzyniae lernte er die Symbiose von Kunst und Humor in dieser unkonventionellen Vereinigung kennen. Legendär sind seine Auftritte als Bischof St. Nikolaus auf Weihnachtsfeiern bei Kammern und Verbänden, wo er sein kabarettistisches Talent unter Beweis stellte.
Mohr-Mayer litt sein ganzes Leben lang unter einer Art “Gründungsfieber”. Als Student gründete er den Akademischen Reitclub in Erlangen. Zusammen mit seinem Jugendfreund Hermann Schütz gründete er die Juwel- und später die DELAN-Gruppe - beides Vereinigungen deutscher Schmuckhersteller zur Exportförderung nach Fernost, insbesondere nach Japan. Er war Mitglied und 1973 Vorsitzender der Wirtschaftsjunioren und gründete 1975 dessen Nachfolgeorganisation, den “Seniorenkreis“ der IHK Nordschwarzwald, dessen zweimaliger Vorsitzender er war.
1995 rief Mohr-Mayer die nach seiner Tante benannte “Stiftung Else Mayer” ins Leben. Die in Bonn angesiedelte sozial tätige Körperschaft erinnert an Else Mayer (1891-1963), die 1916 den katholischen Erlöserbund, Congregatio Salvatori Mundi, gründete. Die Ordensschwestern verfolgten das Ziel, Mädchen und Frauen aller sozialen Herkünfte zu fördern. In den Jahren 2006-2018 machte sich die
Else Mayer-Stiftung einen Namen durch die Vergabe des Else-Mayer-Preises, der seit 2006 insgesamt 33 Mal von Mohr-Mayer persönlich vergeben wurde, u.a. an die ehemalige Bildungsministerin Annette Schavan, die Theologin Dr. Andrea Qualbrink und die Geigenvirtuosin Anne-Sophie Mutter.
Die größte Herausforderung im Leben von Herbert Mohr-Mayer war die Revitalisierung der Schmuck-Marke FABERGÉ ab 1990. Die von ihm geführte Manufaktur VICTOR MAYER war geradezu prädestiniert, das Lebenswerk von Carl Fabergé weiterzuführen. Mohr-Mayer hatte schon ab Ende er 1970er Jahre in die Erhaltung und Pflege alter tradierter Handwerksberufe zu investieren begonnen. So hatte sein Unternehmen sich einen Namen als herausragender Spezialist für Künste wie das Emaillieren oder Guillochieren gemacht. 1990 wurde die erste Kollektion unter der künstlerischen Leitung von Mohr-Mayer vorgestellt und in kurzer Zeit wurde FABERGÉ wieder zu einer der wichtigsten internationalen Marken der Schmuckwelt. Diese Aufgabe forderte von Mohr-Mayer große Sensibilität bezüglich der Design-Philosophie, kunstgeschichtliche Kenntnisse und technisches Wissen. 1992 wurde Mohr-Mayer der Titel “Maître de Fabergé” verliehen. Aus dieser Schaffensperiode finden sich FABERGÉ-Objekte in vielen Museen der Welt, so z.B. in Moskau, Bonn, Danzig, Vilnius, Malta, Berlin und New Orleans. FABERGÉ-Preziosen zieren die Vitrinen von Königen und Staatsoberhäuptern. Besondere Ehrungen für Herbert Mohr-Mayer waren die Aufnahme einer seiner FABERGÉ-Kreationen in das Bonner Museum "Haus der Geschichte" durch Präsident Richard von Weizsäcker, eine permanente Präsentation im Technischen Museum, Berlin bei der die Herstellung eines FABERGÉ-Eies vorgeführt wird, die ständige Präsentation von 7 goldenen FABERGÉ-Eiern in der historischen Abteilung des
Schmuckmuseums, Pforzheim und die Aufnahme in die Liste des immateriellen Weltkulturerbes der UNESCO 2015 für seine Bemühungen um die Erhaltung vom Aussterben bedrohter Goldschmiedeberufe mit der Arbeitsgruppe "Manufakturelle Schmuckgestaltung".
Über die FABERGÉ-Arbeiten des Werkmeisters VICTOR MAYER ist umfangreich in Filmen und der Fachliteratur publiziert worden. Mohr-Mayer hielt selbst international Vorträge über FABERGÉ und die Renaissance der Handwerkskunst. So auch in einer Vorlesung an der TU Berlin.
Mohr-Mayer erhielt viele Auszeichnungen für sein Lebenswerk und Engagement, unter anderem die Wirtschaftsmedaille des Landes Baden-Württemberg. Sieben mal hat er – mens sana in corpore sano - das “Goldene Sportabzeichen” erworben.
2003 zog sich der Unternehmer aus dem aktiven Geschäft zurück und überließ die Führung der Manufaktur seinem Sohn Dr. Marcus Oliver Mohr.
Dr. Herbert Mohr-Mayer lebt seit 1998 in Baden-Baden, ist schriftstellerisch tätig, musiziert, malt, reist, studiert und widmet sich all den schönen Dingen des Lebens, die ihm während eines langen Berufslebens vorenthalten waren.